Kontrollverlust!
Test von Fabian Walden Freier Redakteur
Aktualisiert am
„Hi, ich bin Emmanuelle Vaugier. Ich möchte, dass Du mit deiner Crew wirklich nur in der Spielwelt schnell fährst. In der echten Welt: Fahr langsam, beachte die Straßenverkehrsordnung und schnall Dich immer an!“
Schon wieder? Habe ich ein Déjà Vu? Nein. Ich spiele tatsächlich noch einmal Need for Speed: Carbon. Dieses Mal auf Nintendos Wii, um ein bisschen über die Steuerung zu schreiben: Wie funktioniert ein ganz gewöhnliches Rennspiel mit Wiimote und Nunchuk? Darauf soll sich der Artikel dann im Wesentlichen auch beschränken. Wer mehr über Emmanuelle, die Story, den Karrieremodus oder sonstige Features erfahren will, lese bitte meinen Test der Xbox-360-Version.
Welche Steuerung soll's sein?
Also: Electronic Arts bietet Euch in den Optionen fünf verschiedene Varianten an, wie Ihr Euren stilvoll-prolligen Untergrundschlitten über die Straßen jagen könnt. Jeweils zwei davon sind allerdings nahezu identisch, daher beschränken wir uns auf die drei wichtigsten Kontrollschemen.
Möglichkeit Nummer eins: Ihr haltet die Wiimote wie ein Lenkrad in beiden Händen und kippt sie nach links oder rechts, um zu lenken. Mit den Tasten 1 und 2 gebt Ihr dann Gas oder tretet auf die Bremse, während der A-Knopf mehr oder weniger als Handbremse fungiert, um in den Kurven übersteuern zu können. Eine brauchbare Tastenbelegung eigentlich und eine sehr realitätsnahe Steuerung - mit der sich aber leider kaum Rennen gewinnen lassen.
Die Ursache ist ganz simpel: Das Auto reagiert nur verzögert auf Eure Eingaben. Dreht Ihr die Wiimote beispielsweise von links nach rechts, braucht der Wagen einen kleinen Moment, bis er auch wirklich die Richtung ändert. Daran kann man sich mit ein wenig Übung zwar gewöhnen, indem man einfach früher einlenkt, aber das Wahre ist diese Steuerung nicht.
Ob's an der Hardware oder der Software liegt? Mangels Vergleichsmaterial schwer zu sagen. Interessant ist aber, dass Euch das Spiel mit Hilfe eines kleinen Icons darstellt, in welchem Winkel Ihr den Controller gerade haltet - und dass dabei anscheinend keine Verzögerung auftritt. Letztendlich kann die Frage jedoch wohl nur Excite Truck beantworten, das im Februar erscheinen soll: Das kommt schließlich von Nintendo, wurde exklusiv für Wii entwickelt, so dass eine schlechte Umsetzung nicht als Ausrede herhalten kann, falls die Steuerung auch dort nicht einwandfrei laufen sollte.
Lahme Arme
Aber zurück zu Need for Speed: Carbon und weiter im Text mit Variante zwei. Die drückt Euch zusätzlich zur Wiimote auch noch den Nunchuk in eine Hand. Die Wiimote dürft Ihr nach vorne und nach hinten kippen, um Gas zu geben oder zu bremsen, den Nunchuk als Lenkradersatz nach links und rechts schwenken. Das funktioniert schon deutlich besser: Das Lenken wirkt direkter als mit der Wiimote alleine, die Geschwindigkeit lässt sich besser regulieren. Sogar das Aktivieren der Handbremse durch das Zurückziehen des Nunchuks ist gut gelöst.
Einziges Problem: Das ständige Hin- und Herbewegen der beiden Controller geht ganz schön in die Arme. Insbesondere den Nunchuk wollte ich nach zwei, drei Rennen gequält beiseite legen. Für ein paar Runden zwischendurch also ganz brauchbar, aber nichts für längere Spielabende.
Bei Option drei zuletzt drückt Ihr ebenfalls mit Hilfe der Wiimote auf's Gaspedal, verwendet zum Lenken allerdings den Analogstick des Nunchuks. Kein Schwenken, keine müden Arme, die direkteste Steuerung - aber eben auch die „altmodischste“, langweiligste Variante. Der Unterschied zu einem herkömmlichen Gamepad ist hier nur noch minimal. Wer Need for Speed: Carbon auf Nintendos neuer Konsole spielen will, fährt mit diesem Modell aber auf Dauer wahrscheinlich trotzdem am besten.
Was kann ich sonst noch zur Wii-Version zu sagen? Eigentlich nicht viel, denn inhaltlich gibt es mit Ausnahme der fehlenden Online-Features kaum Unterschiede zu den anderen Versionen. Klar: Auf der Xbox 360 sieht das Spiel eine Ecke besser aus als auf Wii - aber abgesehen von der höheren Auflösung ist das Bild im Großen und Ganzen doch sehr ähnlich. Liegt natürlich aber nicht etwa daran, dass EA aus der Plattform so viel heraus geholt hätte, sondern dass die Grafik schon auf Microsofts Konsole nicht so berauschend war.
Machen wir es kurz: Auch auf Wii ist Need for Speed: Carbon ein durchschnittlich gutes Rennspiel, aber die Steuerung hat so ihre Tücken. Über die Gründe dafür zu spekulieren, ist müßig, handelt es sich bei dem Titel doch ohnehin nur um eine mehr oder weniger lieblose Umsetzung - in die vermutlich nicht allzuviel Arbeitszeit investiert wurde. Wer die gute Emmanuelle unbedingt kennenlernen will, sollte daher eher zur PC- oder Xbox-360-Version greifen. Die sind online spielbar, sehen besser aus und hinterlassen - logischerweise - einen ausgereifteren Eindruck.
Need for Speed: Carbon ist für PC, PS2, Xbox, Xbox 360, GCN, GBA, DS, PSP und Wii erhältlich. Eine Umsetzung für die PS3 soll im nächsten Jahr auch noch folgen.
6 / 10